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Migräne – Gewitter im Gehirn

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Migräne ist eine Pest. Ich hatte sie als Teenager, mit Aura, Sterbenwollen und allem Zipp und Zapp. Eines Tages – die Hormone beruhigten sich – war es vorbei mit dem Spuk. Über Jahrzehnte. Bis die Migräne im Windschatten der Wechseljahre erneut angesegelt kam. Und mir seit drei, vier Jahren bevorzugt die Wochenenden verhagelt.

Womit ich nach Auskunft der Migräneschule der Schmerzklinik Kiel einer ziemlich großen Leidensgruppe chronisch Kranker angehöre.

Ich habe in den letzten Jahren eine Menge Wege aus dem Schmerz gesucht. Etwa Colon Cleansing bei Jean-Pierre in Goa, Indien. Ich habe super abgenommen, fühlte mich großartig, hatte eine ebensolche Haut und wusste nur leider beim Nachhausefahren nicht, wie ich mich bei meinem alles dominierenden Job-Leben in Zukunft je so gesund ernähren soll, dass ich diesen Zustand würde halten können. Die Migräne blieb.

Ich trinke seit Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr, da ein Schluck reicht, um einen dreitägigen Anfall auszulösen. Ein hoher Preis für ein sowieso fragwürdiges Vergnügen. Mein Leberwerte sollte ich nicht unbedingt laut ausposaunen, falls Organ-Kriminelle diese Seite finden. Sie sind die eines Babys. Die Migräne blieb.

Ich bekomme Anfälle bei Stress (unabänderlich in meinem Beruf). Weil ich eine Walnuss zum falschen Zeitpunkt verspeise. Wenn ich Milchprodukte esse oder versehentlich eine Tiramisu nasche. Machmal bekomme ich sie einfach nur vom Schlafen auf der falschen Seite, scheint mir. Zumindest wache ich oft mitten in der Nacht auf, den Rücken krampfhaft verbogen, der Kiefer verhärtet, und wieder schreit die komplette linke Körperseite von der Krone des Kopfes bis zum kleinen Zeh: SCHMERZ. Das hält dann zirka drei Tage an.

Auf der Suche nach einer Lösung habe ich außerdem zwei Reiki-Einweihungen absolviert, es mit dem probiert, was die Durchschnittsärzte einem verschreiben (Triptane, mit zum Teil so heftigen Nebenwirkungen, dass ich noch härter ans Bett gefesselt war), und ein paar Shiatsu-Behandlungen von meinem Mann erbettelt. Ich atme gegen den Schmerz, zapfe mein Notfalldepot an Valium an, wenn nichts mehr geht, und mache spezielle Yoga-Sequenzen, sobald ich wieder einigermaßen geradeaus sehen kann. Ich habe 2012 über ein paar Wochen verteilt mindestens 600 € an Heilpraktiker-Sessions und Globuli verplempert, die exakt gar nichts verbessert haben. Außer zusätzlichen Kosten für LifePlus-Nahrungsergänzugsmittel, die ich mir von der Heilpraktikerin hatte aufschwatzen lassen und die leider kein „Plus“ ins „Life“ gebracht haben. Ein Termin zur Atlaswirbel- und Kieferkorrektur ließ mich den Folgetermin ausfallen – der Anfall danach war mir einfach zu viel.

Und dann habe ich mir „Botox“ in die Kiefermuskulatur spritzen lassen. In der nicht völlig unberechtigten Hoffnung, so einen Wechselwirkungs-Trigger für die Anfälle auszuschalten. Ob es klappt? Hier der Bericht ….