Zum Inhalt springen

Tata Harper und der grüne Glam. Ein Interview

  • von
tata_harper_Ala_stilart
Tata Harper (rechts) und ihre PR-Lady Ala Zander, Stilart München

Tata Harper lebt ihren Traum. Einen, den der Kolumbianerin aus Barranquilla ganz früh schon die Oma, die abuela gezeigt hatte. Die hatte in der heimischen Küche Cremes und Lotions erfunden und sie nach dem Motto genutzt: Viel hilft viel. Dass Tata (rechts auf dem Foto) aus diesen zarten Leidenschafts-Fußspuren eines Tages eine der führenden Bio-Luxusmarken im Kosmetikkosmos machen würde – das hätte sie während ihres Ingenieurstudiums vielleicht selbst kaum für möglich gehalten. Obwohl sie von klein auf an eine Macherin war. Aber dazu später mehr!

Ihr Studium, erzählt sie während ihres ersten deutschen Presse-Events in Hamburg, war die Idee ihrer Eltern. Tata war nicht begeistert, aber zog es durch. Wie es ihre Art ist, etwas bis zum Ende zu bringen, was sie beginnt.

Während sie in ihrem Beruf zu arbeiten begann und gemeinsam mit ihrem Mann  in den USA ein Immobilienbusiness aufzog, hörte Tata nie auf, sich und ihren Freundinnen eigene Pflegen zusammen zu rühren. Und irgendwann war es so weit: Sie eröffnete ihrem Mann, dass sie ihr eigenes Kosmetiklabel starten werde. Und er fragte sie damals dasselbe, was auch ich sie nun in Hamburg fragte:

Wieso noch eine weitere Pflegemarke? Ist der Markt nicht groß und prall genug? Und sehr vieles davon ist inzwischen doch sogar bio und vegan und überhaupt viel moderner und pflegender …

tata_harper_hh_alke_von_kruszynski
Presse-Event mit Verwöhnfaktor 10: Tata führt uns Testerinnen durch Schicht um Schicht ihrer biokosmetischen Facial-Goodies.

Die dynamische Unternehmerin mit Lebensmittelpunkt im nordamerikanischen Vermont – die übrigens kaum jemand für eine Südamerikanerin hält, dafür dank ihrer hellen Haut und grünen Augen aber oft als Dänin durchgeht – hat darauf sehr gute Antworten.

„Niemand will Inhaltsstoffe auf seiner Haut, wegen denen Tieren Tumore gewachsen sind.“

„Ich habe nicht ein einziges Mal gedacht, dass meine Idee keinen Erfolg haben könnte. Das halte ich für eine Grundvoraussetzung, um ein Unternehmen zu führen. Man muss mit Leidenschaft vertreten, was man zu geben hat. Man stellt sich Risiken und findet für jede Herausforderung eine Lösung. Das macht einen Unternehmer aus: Man findet die Problemstellungen und löst sie mit Mut und Willenskraft.“

Als sie ihrem Mann sagte, sie wolle dieses Unternehmen gründen, fragte er: Warum? Wozu so viele Seren und Produkte? Braucht die Welt noch mehr von dem Zeug? Tatas Antort: „Nein, sie brauchen nicht irgendein neues Serum – aber sicher eines, das ihr Leben verbessert. Denn es gibt keine anderen Produkte, die wirklich so rein und so an der Gesundheit unserer Kunden ausgerichtet sind wie unsere!“

Unsere Vorsorgeprinzipien sind es, für die wir wirklich stehen und einstehen. Meine persönlichen Werte fließen in jedes einzelne meiner Produkte ein. Sie sollen den Menschen dabei unterstützen, ihre Anti-Aging-Ziele zu erreichen, ohne dafür mittel- oder langfristig ihre Gesundheit zu belasten. Denn nicht selten werden Inhaltsstoffe verwendet, die fragwürdig sind. Sie wurden und werden an Laborversuchstieren getestet, obwohl es doch für uns Menschen am Ende gar keine vergleichende Aussagekraft hat, wenn diesen armen Tieren wegen der Inhaltsstoffe, denen sie ausgesetzt werden, irgendwelche Tumore wachsen!

Nicht nur wissen wir nicht, welche Aussagekraft also solche Ergebnisse für uns Endverbraucher haben. Ich frage ich mich doch selbst, will ich solche Inhaltsstoffe auf meiner Haut haben, wegen denen diesen Tieren Tumore gewachsen sind?“

tata_event_in_hamburg
Reinigen, Peelen, Masken und Seren, Seren, Seren: Danach ist der Glow über Tage dein Begleiter.

Was aber sagst Du zu hoch zertifizierten anderen Naturkosmetikmarken?  Die können doch auch viel und sind schon lange auf einem Bio-Weg.

„Ich habe früher selbst auch Dr. Hauschka benutzt, das sind tolle Produkte. Aber sie sind für meinen Geschmack zu wenig fortschrittlich. Teure Aktivwirkstoffe, modernste Neuropeptide und Liposomen – wo sind die? Für mich sind das wichtigste Faktoren: von uns verwendete Inhaltsstoffe sollen von höchster Qualität sein. Zum Beispiel Hyaluronsäure, es gibt um die 200 verschiedenen Sorten … In meinen Produkten steckt die teuerste!“

„Ich habe die volle Kontrolle über alles, was in meinen Produkten steckt.“

Es kommen also nicht alle Stoffe Deiner Kosmetik von internationalen Bio-Plantagen, sondern es werden auch andere kosmetische Wirkstoffe verwendet.

„Ja, wir beziehen Inhaltsstoffe aus der ganzen Welt – genau: aus 48 Ländern. Die Hersteller habe ich nach jahrelanger Suche persönlich ausgewählt. Von meiner Farm kommt nur ein Inhaltsstoff, ein Mix aus 5 verschiedenen Kräutern, die quasi als Basis dienen. Dazu gehört beruhigende Ringelblume, Arnika gegen entzündliche Prozesse in der Haut, Echtes Mädesüß für die Zellerneuerungsprozesse, Luzerne als Antioxidans und Detox-Agent sowie ein Borretschkraut mit besonders vielen Vitaminen. Das mixen wir zu einem jede Woche neu hergestellten „state grown beauty complex „. Und in meinen unterschiedlichen Produkte kommen die Wirkstoffe aus den anderen Ländern in ganz unterschiedlicher Zusammensetzung mit dieser Basis zusammen.

Das macht kein Subunternehmer, der noch die Cremes für 60 andere Marken herstellt, sondern diesen Teil der Produktion erledigen wir höchstselbst auf unserer Farm in Vermont. Wenn andere das übernehmen, habe ich nicht mehr die volle Kontrolle darüber, welche Inhaltsstoffe in meine Kosmetik kommt. Ich habe außerdem die Kontrolle über die richtige Lagerung, denn diese pflanzlichen und anderen Wirkstoffe sind sehr anfällig und müssen achtsam gelagert werden. Nur um das Handling dieser potenten Wirkstoffe kümmert sich bei mir ein eigenes Team.

Auch die Stückzahl produzierter Cremes und Seren liegt so in meiner Hand – die schreiben einem solche Subunternehmen nämlich vor. Das hätte mich dazu gezwungen, Produkte ein Jahr zu lagern – und es wäre noch älter, wenn meine Kundin es öffnet! Das machen die anderen Marken, ist gängige Praxis, wurde mir gesagt. Aber ich fand, das sei nicht richtig. Deshalb machen wir nur das, was wir benötige, was an Ordern vorliegt. Wir produzieren deshalb nicht ein, zwei Mal im Jahr und lagern die fertige Ware dann. Sondern wir machen alles jeden Monat neu! So ist die Ware immer so frisch wie möglich, wenn sie in die Läden kommt.

Auch das ist Teil unseres Geschäftverständnisses. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir wachsen. Dann werden wir eben die monatliche Produktion vergrößern.“

Hast Du alles selbst finanziert, oder habt ihr mit Investoren gearbeitet?

„Zu Beginn war es maßgeblich mein Erspartes, das ich genutzt habe. Dann habe ich Geld von Freunden und meiner Familie geliehen. Bei diesem Teil des Geschäfts war mir mein Mann eine große Hilfe, er ist ein super Stratege und auch gut in der Geldbeschaffung, er kümmerst sich heute um unsere Finanzen. Allerdings nicht um die logistischen Dinge – wie unser aktuelles Wachstum. Wir expandieren in neue Märkte, zum Beispiel nach Europa – und befinden uns mitten in einem kontrollierten Chaos! Wir müssen zwei neue Softwaresysteme installieren, das operative Team muss neu strukturiert und in die neuen Prozesse eingebunden werden, neue Positionen für mehr Prozesssteuerung sind nötig und werden aktuell geschaffen. Ja, im Wachstumsprozess muss alles permanent neu überdacht werden …“

Wie schafft man all das als Unternehmer-Mutter von drei Kindern (2 Mädchen und ein Junge) mit einem Farmhaushalt in Vermont? Wie bringt man ein Luxus-Warenhaus wie Neiman Markus und all die fancy Concepts Stores dazu, deine Marke aufzunehmen?

„Das war eigentlich gar nicht ich, das war vor allem Mundpropaganda! Ich musste nicht viel dafür tun – die kamen zu mir, nicht ich zu ihnen. Und ich glaube fest daran, dass es an der tollen Qualität meiner Produkte liegt.

Ich habe ungefähr 5 Jahre in die Herstellung meiner Linie gesteckt, bis mein Mann sagte: Hey, lass uns doch mal testen, wie sehr die Leute deine Sachen mögen. Gute Idee, sagte ich (lacht), also habe ich jede Menge Spa-Parties veranstaltet. Bei Freunden zuhause, bei Freunden von Freunden, ob in New York, Brentwood, Malibu und so weiter. So ging’s los. Und parallel zu diesen wirklich hilfreichen Veranstaltungen habe ich die Formulierungen meiner Produkte feingeschliffen.

Und dann kamen die Anrufe. ,Tata, ich liebe diese Augencreme, ich brauche mehr!‘ Und ich so: Aber ich habe doch nicht einmal die Verpackung fertig … Aber die wollten ihre Cremes, ob mit oder ohne Schachtel. Also haben wir alles auf unsere Website gestellt, das hat nur ungefähr 3000 Dollar gekostet. So ging’s los, ganz klein, Schritt für Schritt. Bis die erste Kette auf mich zukam, Space NK, mein erster Partner! Nicky Kinnaird, die Gründerin, liebte meine Sachen, sie hatte sie über Freunde aus Brentwood kennengelernt. Also habe ich mit der Verpackung Gas gegeben, damit ich sie bei Nicky verkaufen konnte. Die Formulierung dauerte 5 Jahre, die Verpackung ganze 3 Monate. Ich hatte mich darum sooo wenig gekümmert! Das lief so anders als sonst, wenn die ganzen Überlegungen zu Marke und Design viel länger dauern, als den Inhalt der Marke zusammen zu bekommen.

Danach kamen viele unabhängige Spa-Adressen und Salons  – bis irgendwann Nieman Markus und Bergdorf Goodman anriefen. Wir sind auch bei einigen Backstage-Events der Fashion Shows dabei, zuletzt zum Beispiel bei dem aufstrebenden Designerlabel Brock Collection und einem anderen New Yorker Label TOME.

Und so ging es bisher immer weiter. Grad als es Zeit wurde, dass wir wachsen, rief Nordstrom an … und so ging es weiter!“

Aber bedeutet Wachstum nicht auch ein Ressourcen-Problem, besonders im Bereich Naturkosmetik? Die Pflanzen wachsen ja nicht immer nach Belieben, und nicht jede Ernte fällt gleich gut aus.

„Eben darum brauche ich mehr Leute, die diese Sachen für mich lösen. Denn es gibt immer eine Lösung – man muss sie wie gesagt nur finden! Ich habe mein ganzes Leben das Gefühl, dass es für mich keine Limits gibt. Alles ist machbar. Wenn ich etwas machen wollte, habe ich immer einen Weg gefunden. Da hilft mir doch tatsächlich mein Studium, denn da bricht man Probleme in Teil-Probleme auf und löst sie strukturiert und systematisch. Es hilft mir beim logischen Denken ;)

Ich bin eine begeisterte Macherin, das war ich schon als Kind. Ich habe zum Beispiel immer die Kleiderschränke meiner Freundinnen sortiert und ihnen Styling-Tipps gegeben. Ich habe Haare geschnitten und ihnen Strähnchen gefärbt, das hat mich immer begeistert: Man teilt seine Talente mit Freunden, das ist meine Philosophie.“

Was ist das früheste Erlebnis dieser Art, an das Du Dich erinnerst?

„Ich hatte zusammen mit einer Freundin eine Modemarke, während der High School. Wir sind nach Miami und New York in der Ferien, um dort tolle Stoffe einzukaufen. Unseren Eltern haben wir gesagt, wir wollten Modedesignerinnen werden. Meine Mutter meinte, was das denn bitte sein soll, das ist doch nichts. Und sie hatten die Macht, ich wollte ja reisen und die Welt sehen, und sie meinten, dann studiere etwas, das Du auch mehr nutzen kannst. Ich und auch meine Schwester mussten dann Ingenieurswesen studieren … das haben sie bezahlt.

Während meines Studiums habe ich als Trendjournalistin für eine Zeitschrift gearbeitet, 4 Seiten habe ich wöchentlich betreut und über Dinge geschrieben, zu denen nicht jeder in Kolumbien damals Zugang hatte. Meine Eltern hatten eine Schnapsfabrik, wir konnten uns also Reisen nach Europa leisten. Daher kamen viele Impressionen für meine Artikel. Auch da haben wir von klein auf gearbeitet, auch für unsere Reisen, da mussten wir schon mit anpacken, die gab’s nicht umsonst. Oft haben wir die neuen Lancierungen und die Events und Markenveröffentlichungen mitorganisiert.

In Deutschland findet ihr Tatas tollen Produkte beim hervorragenden Online-Shop Niche Beauty.