Der amerikanische Männermodeschöpfer John Varvatos hat als dritten Duft nach John Varvatos und Vintage mutig einen Weg beschritten, dem zuvor nicht unbedingt oft Erfolg beschieden. Statt der gängigen Männer-Einerlei-Düfte – holzig, aquatisch, würzig, fertig – ist ihm mit John Varvatos Artisan ein kleines Kunsstück gelungen. Konzipiert als „langes Sommer-Wochenende“ in Duftform, behält das Eau De Toilette auch nach dem Abklingen der ersten Aromen – von sizilianischer Clementine über Tangerine, Myrrhe und Lavender – sein oflaktorisches Gewicht, ohne wie manch anderes Orangenblüten-orientiertes Wässerchen ins Seifige zu rutschen. In der Herznote von Artisan findet man Orangenblüte, Blüten des Currybaums und Ginger, für die Basis wählte der Parfümeur Rodrigo Flores-Roux (inzwischen schon eine Art Haus-Designer der Varvatos-Parfüms) Holznoten sowie Kephalis, eine beständige, holzig-amber-hafte Note, die gut mit floralen Aromen harmoniert.
Herausgekommen ist, was Varvatos sich im Bestfall wünschen konnte. Während viele der Modedesigner-Düfte den sicheren, aber auch langweiligen Weg des verwechselbar Immergleichen gehen, was zwar den Markennamen hübsch aufladen kann, aber selten Parfümgeschichte schreibt, gehört der Rock-Fan Varvatos zu den löblichen Ausnahmen. Echte Männer, die ihre Identität nicht gleich an einen Duft verlieren, sind bei diesem Neuzugang diesen Sommer – und gewiss viele danach – sehr gut aufgehoben.
Und hatte ich erwähnt, dass er auch sehr gut zu Frauen passt? Oder in seinem Flecht-Flakon eine sehr selbstbewusste Badregal-Dekoration abgibt?
John Varvatos Artisan, Eau de Toilette 125 ml, 68 €, 75 ml, 53 €