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Ein Blick zurück auf Chanel

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Ich bin kein Mensch, der oft zurück schaut. Dafür habe ich ein zu großes Interesse am Augenblick – und daran, wohin die Reise des Lebens noch geht. Aber selten heißt nicht nie. Neulich bekam ich zum Beispiel von der Chanel-Pressestelle eine Nachricht, die meinen Blick in die Vergangenheit lenkte. Ich war in den Zwanzigern, als ich mir zwei, drei Parfüms zulegte, die mich durch das Erwachsenwerden begleiten sollten, eine Phase, in der Liebe und Geborgenheit plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr waren. Meine neuen besten und lange Zeit treuen Freunde waren damals Jean-Louis Scherrer 2, Femme von Rochas und Chanel No 19.

Femme, eine besonders große Liebe von mir, ist in seiner Originalversion von 1944, die ich noch erleben durfte, zu meinem größten Bedauern nicht mehr erhältlich. Edmond Roudnitzkas Kreation war sinnlich wie ein warmes Hotelbett, in dem kein Platz ist für Alltäglichkeiten. Es war auf eine irritierend leichte Art schwer und überbordend weiblich. Kein Duft, den viele Frauen trugen oder tragen konnten.

Scherrer 2, ein floraler Aldehyd-Akkord, war sogar als Eau de Toilette sehr feminin und wenig gewöhnlich. Ich erinnere mich allerdings weniger gut an ihn als an meine Chanel-Freundin für alle Gelegenheiten, No. 19. Die Rolle des Lieblingsparfüms nimmt heute erneut ein Chanel-Duft ein, Sycomore aus der Les-Exclusifs-Serie an Boutique-Düften: Eine holzig warme Vetiver-Verführung, die regelmäßig Köpfe dreht. Aber No 19 war meine Chanel-Reifeprüfung, denn natürlich kannte ich als junge Frau Chanel No 5. Das Parfüm kannte immer schon jeder. Und eben das machte diesen eigentlich angenehmen Duft für meinen Geschmack zu wenig – exklusiv. Und das muss Parfüm für meinen Geschmack schon sein.
N°19 POUDRÉ 100ml avec reflet
Nun also kommt, rechtzeitig zu Mademoiselles Jubiläumstag am 19. August, eine Neukomposition ihres letzten Parfüms, in den frauenbewegten Früh-Siebzigern von Henri Robert erdacht. Grün, elegant holzig, dazu die besonderen Aromen der Iriswurzel – so sind viele der Düfte, die meinen Nerv treffen. Neu hinzugekommen sind in Chanel No 19 Poudré von Hausparfümeur Jaques Polges pudrige Moschusnoten, die Iris-Note stammt weiterhin von der speziell von Chanel angepflanzten Iris Pallida, eine ansonsten aussterbenden Variante. Im Mittelpunkt außerdem: Hyazinthe und Mairose und natürlich Vetiver.

Es mag am Sommer liegen, vielleicht ist es die pure Nostalgie: Aber im Moment geht mein Griff täglich zum neuen 19 Poudré. Er könnte für meinen Geschmack etwas länger halten, und noch hat mich merkwürdiger Weise niemand auf ihn angesprochen. Aber ich glaube da ganz fest an Morgen!

Chanel No 19 Poudré, 50ml EDP 80 €, 100ml EDP 114 €, ab dem 13. August in Chanel-Boutiquen

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