Zum Inhalt springen

Diddl-Maus für Erwachsene (und Kranke, Greise, Außerirdische …)

  • von

Neulich war der selbsternannte King of Design (schudder), der US-Franzose Christian Audigier zu Gast in Hamburg, um eine weitere seiner Ed-Hardy-Design-Eingebungen in den Produktmarkt zu erbrechen. Der Mann aus ärmlichen Verhältnissen, unglücklicherweise ausgestattet mit einem ungesunden Hang sowohl zur Selbtsterhöhung als auch zur Verbraucherabzocke, ließ sich dafür am helllichten Mittag mit wummernder Disco-Mucke in einem Nachtclub hofieren, dort von einem amorphen Trupp meinungsloser Langhaar-Schnecken abfotografieren und danach zurück in irgendeine der 5-Sterne-Suiten der Hansestadt chauffieren. Das Ganze absolviert mit einem Gesichtsausdruck, der in den 80er-Jahren noch irgendwie normal gewesen wäre (blasiert, snobby, eingebildet, demonstrativgelangweilt – gähn). Der aber heutzutage so gar nicht mehr ins Credibility-Bild passt.

Davon lässt sich augenscheinlich nur noch eine intellektuelle Unterschicht beeindrucken – eine, die seine billige Neuewelt-Weine kauft (die Flaschen mit dem immergleichen Tattoo-Motiven „verschönert“), seine billigen Kerzen (ohne Duft, dafür mit den immergleichen Tattoo-Motiven „verschönert“), billigen Parfüms (egal duftend, dafür mit den immergleichen Tattoo-Motiven „verschönert“), Garderobe jeder Art (ohne modische Idee, dafür mit den immergleichen Tattoo-Motiven „verschönert“) usw. usf.

Christian Audigier, da mache man sich nichts vor, ist die Diddl-Maus der Erwachsenenwelt. Aber ein „King of Design“ höchstens in der geschmacklichen Unterwelt.

Es gibt Momente, da kommt es mir vor, als wäre ich schon gefühlte 100 Jahre zu lang auf dieser Welt. CA hat mir einen davon beschert. So es in meiner Macht liegt, wird es der letzte gewesen sein.